Mehr als eine "nette Runde" fürs Mountainbike ist diese Tour:
Mit 77km Fahrstrecke und fast 2.000 Höhenmetern durch sehr unterschiedliche Landschaften und über verschiedenste Beläge fährt man das nicht eben zwischen Kaffeetrinken und Abendessen. Die Tour folgt im wesentlichen einem Routenvorschlag von Michele Malfati im Radtouren-Führer Gardasee, erschienen im Kosmos-Verlag.
Zusammen mit einem Freund bin ich morgens um 9h bei etwa 28° aufgebrochen. Zurück war ich Abends gegen 18h. Oben auf dem Tremalzo habe ich mir eine ausgedehnte Pause gegönnt und am Lago di Ledro gab es natürlich ein Bad zur zwischenzeitlichen Abkühlung. Doch der Reihe nach:
Unsere Tour begannen wir in der Nähe unseres Hotels "Residence la Pertica" auf der Hochebene "Vesio di Tremosine" etwa 600m oberhalb von Limone am Gardasee am extra dafür angelegten Tourenstartplatz.
Zunächst geht es in mehr oder weniger rasender Fahrt abwärts bis nach Limone. die 600 Höhenmeter machen sich ganz angenehm, weil aber Start- und Zielpunkt der Tour an gleicher Stelle liegen, wird dem Radler schnell klar, dass er für diese Abfahrt nicht ganz straffrei ausgehen wird. In Limone angekommen hält man sich links und folgt der Seeuferstraße nordwärts durch einige Tunnel Richtung Riva del Garda.
Die Uferstraße ist wegen regen Autoverkehrs nicht ganz einfach zu fahren und nichts für schreckhafte Gemüter. Hat man jedoch den letzten Tunnel verlassen und biegt scharf links ab, geht es nicht nur sofort rasant aufwärts sondern auch absolut autofrei weiter. Die Ponale-Straße zum Lago Di Ledro ist in diesem Bereich nicht freigegeben für Autos. Den Radlern bietet sie eine faszinierende Landschaft und einen ersten Härtetest für's Material.
Nachdem man die Ponale-Straße hinter sich gelassen hat, gelangt man auf die "normale" Autostraße, die von Riva del Garda hoch zum Lago di Ledro führt. Man folgt den letzten paar Serpentinen und hat sich dann ein Bad im See verdient. Absolviert sind nun rund 30km, etwa 700 Höhenmeter. Vor dem Hintergrund der Gesamtstrecke - ein netter Anfang...
Nach dem Bad folgt man der Straße weiter um den See und anschließend ins Hinterland. Vor uns liegen nun noch rund 1.300 Höhenmeter, die sich zunächst recht entspannt anlassen. Die Straße verläuft nahezu eben - ein wenig rauf und runter, insgesamt aber doch bergan. Das merkt man am Tempo - einfach nur dahin rasen, bis man den Fuß des Tremalzo erreicht, ist nicht...
Trotzdem eine gute Möglichkeit, die Beine noch einmal zu entspannen. Schließlich wartet als nächste Herausforderung der Passo di Tremalzo. Von der Landstraße folgt man dazu am gut beschilderten Abzweig zum Passo der nach links abbiegenden kleinen Straße. Die bis kurz vor der Passhöhe asphaltierte Straße ließe sich besser mit dem Straßenrad absolvieren - allein, mit diesem hätte man an der Ponale sicherlich Schiffbruch erlitten. So bleibt nicht viel, als eben das Gewicht des MTB den Berg hinauf zu treten.
Mittlerweile ist es deutlich wärmer als 30°, die Fahrerei wird zunehmend anstrengend, mein Wasservorrat ist auf eine Flasche geschrumpft. da taucht vor mir hinter der nächsten Biegung eine kleine Kapelle auf. Der Tisch draußen vor der Kapelle lädt zu einer kleinen Rast ein. Ich nehme die Einladung gerne an.
Frisch (?) ausgeruht kommen die nächsten 400 Höhenmeter, bis ich die Hütte unterhalb der Passhöhe erreiche. Als ich den Berg vor Jahren schon mal gefahren bin, hätte ich schwören können, dass es noch Quellen und Brunnen unterwegs gab. Diesmal finde ich nichts, mein Wasser ist eine gefühlte Ewigkeit schon leer, als ich endlich an der Hütte ankomme.
Es hat sich zugezogen. Es ist verflixt kalt, der Pass hängt im Nebel, die Abfahrt verspricht schwierig zu werden. Ich werde nur wenig sehen. Es wird gefährlich. Frust macht sich breit. Den ganzen Tag lang habe ich mich auf die Abfahrt gefreut und jetzt das. Spontan beschließe ich, eine längere Rast zu machen und auf Sonne zu hoffen. Wetter kann sich ja schon mal ändern. Und ich werde belohnt.
Während der Wirt Panini und Apfelsaftschorle bringt, verziehen sich die Wolken nach und nach. Die Sicht wird klarer, die Unruhe vor der Abfahrt auf der anderen Bergseite runter nach Vesio weicht einer erwartungsfrohen Spannung.
Nach der Fahrt durch den Tunnel auf der Passhöhe von gut 1800m auf die andere - dem Gardasee zugewandten Seite des Tremalzo - erwartet mich nun die Abfahrt. Bis zum "Passo Nota" besteht die "Straße" (die durchaus auch von Autos und Motorrädern befahren werden darf) aus ziemlich grobem Schotter.
Die Abfahrt hat neben vielen Serpentinen, einigen tollen Blicken auf Vesio und den Gardasee auch einige Tunnels zu bieten. Meist gehen die Tunnels gerade - jedoch längst nicht immer eben. Wegen des Helligkeitsunterschieds sieht man in den Tunnels erst mal nichts, und wenn man schnell hineinfährt ist man wieder draußen, bevor man da realisiert (oder man liegt auf der Schn... weil auch die Tunnels sehr groben und rutschigen Untergrund bieten).
Wirklich beeindruckend kleben die Serpentinen am Berg. Die Bilder geben das naturgemäß nur zum Teil wieder.
Bis runter zum Passo Nota windet sich die Straße nun den Hang entlang. Eine permanente Herausforderung an Mensch und Bike und - sofern man ungefedert unterwegs ist - besonders an Ellbogen und Brille. Trotzdem. Es bleibt ein tolles Erlebnis.
Etwa 1km vor dem Nota gibt es noch mal ein kleines Stück Betonpiste. Hier kann man's ruhig zügig rollen lassen. Allerdings muss man damit rechnen, dass der beton plötzlich und unvermittelt aufhört. Die letzten zwei Kurven bis zur Gabelung (hier kann man links Richtung Riva del Garda und Lago di Ledro abfahren und rechts nach Vesio gelangen) sind dann wieder reichlich uneben.
Ich biege rechts ab und folge der Betonpiste zwei Kurven lang. Anschließend bleiben entspannende 8km Abfahrt auf Asphalt und durch das wunderschöne Valle di Bondo zurück zum Hotel. Gegen 18Uhr erreiche ich mein Ziel. Ziemlich geschafft, aber um eine wunderbare Tour reicher.